Re: [maillist] Linux Aufräumen

Frank Schneider (SPATZ1@t-online.de)
Mon, 30 Aug 1999 18:59:59 +0200

> Manchmal wäre ich schon ganz froh, ich hätte mir einen Installationspfad für
> Linux aussuchen dürfen. Manche Programme finde ich einfach nicht wieder und sie
> sind nicht im "Start"-Menü eingetragen.

Wenn sie sich korrekt installieren (RPM) bzw. als ROOT ein "make
install" gemacht wurde, so befinden sie sich im Suchpfad (/bin,
/usr/bin, /sbin, etc.) und werden damit auch gefunden.
Wie ich schon einmal sagte: Wer da rumpfuscht (/bin nach /tools/bin
moved, weil er das so von Windows gewohnt ist) fällt auf die
Nahrungsaufnahmeluke, ganz klar.

Wenns dochmal nicht klappt, findet "whereis" bzw. "locate" das Zeug auch
wieder...

>
> Was macht Linux eigentlich, wenn die Festplatte, auf der sich /usr/local oder
> /opt befindet, voll ist?

Gar nichts. Es paßt halt nichts mehr drauf. Ergibt dann so
Fehlermeldungen wie "Couldn´t write entire File" oder so...

Bei mir ist eben diese Partition nur 500MB und ich
> hätte unter /festplatte/linux noch genügend Platz. Aber dorthin kann es sich ja
> nicht installieren, denn ich könnte den Mountpunkt ja ändern ... ?

Du kannst die Platte hinter /festplatte/etc. aber nach /usr oder /opt
mounten.
Du kannst die Platte auch in mehrere Part. unterteilen, dann kannst du
eine unter /opt, eine unter /home, eine unter /mnt reinhängen...

Natürlich darf man den Mountpoint nicht mehr ändern. Das ist bei Win
aber auch so.
wenn D: auf einmal E: ist, so knirscht das ganz gewaltig.

Bei Linux kann ich einen Platten-Upgrade "transparent" ins System
reinhängen, das geht bei Win nicht, weil er immer nen neuen
Laufwerksbuchstaben vergibt....
Ist bei Servern sehr wichtig...

> > > > Damit jeder User rumpfuschen kann wie bei Windows ?
> > > Schmarren: Zeig mir einen nur einen unbedarften Desktop-User aus dem
> > > Windows-Umfeld, der in der Lage ist, in der Registry herumzupfuschen !
> > Sehr simpel!
> > Ich selbst.
>
> Da kann ich nur zustimmen. Und solange Zeitschriften wie PC Welt "Versteckte
> Registry Tipps" und Chip "Windows mit Registry optimieren" und so weiter nicht
> damit aufhören, werden auch unmündige User weiter ihre Finger im Spiel haben.

Das kannst aber nur auf eine Weise verhindern: Registry rausschmeißen,
bzw. bei Linux gar nicht erst einführen.
Schon bei MSDOS 3.3 konnte man per attrib-Befehl die "HIDDEN"-Files
IO.SYS und MSDOS.SYS sichtbar machen...(und dann drin rumhacken)

So Zeitschriften-"Super-Tips" wirds immer geben...die Leute leben
schließlich davon.

> > Nein. Man muß bessere Alternativen entwickeln. Alles andre ist abkupfern
> > und bringt Linux nicht weiter, sorry.
>
> In der neuen c't ist ein Bericht, wie und warum man beide Betriebssysteme
> nebeneinander benützen soll. Ich würde sagen, Linux soll das beste von Windows
> abkupfern, warum nicht. In dem Zuge kann man es ja noch verbessern.

Schon deshalb nicht, weil man Billy keinen Anlaß für einen Prozess geben
sollte.
Kein Witz: MS hat schonmal die XFRee-Leute verklagt, weil diese die
gleiche Methode verwenden, um ein Fenster zu löschen (XOR-Verknüpfung
mit sich selbst)...

> > Es bleibt noch vieles zu tun, um Linux bei Desktops aus der
> > > 7 % -Marktanteilsecke herauszuholen !! PACKEN WIR`s AN !!!
>
> Allerdings. Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich Linux noch keinem
> unerfahrenen User zumuten, tut mir leid. Wahrscheinlich aber deshalb, weil
> Windows doch jedem bekannt ist. Irgendwo hat es jeder schonmal gesehen. Und im
> Geschäft mit M$s Office gearbeitet, dann muss das zuhause auch her, denn was die
> Firma hat und viel Geld kostet, das muss ja gut sein :-X
>
> Die Installation muss mE grafischer werden und nicht mit Fachwörtern um sich
> werfen (/dev/hda1, ext2fs, swap, Blocks, bootable flag, kernel, lilo, MBR,
> mounte CD-ROM), ebenso der Bootvorgang: er ist um ein vielfaches gesprächiger
> als Windows, gut bei Problemen, aber schlecht für den User, er ist einfach
> überfordert. Windows versteckt nicht umsonst die kryptischen Meldungen hinter
> einem bunten Logo.

Genau deshalb liebe ich (und vermutlich auch andre) Linux: Man sieht,
was abgeht.
Ich arbeite im EDV-Suport-Bereich, und kann über Windows-Fehlermeldungen
ala "Error 675" nur lachen. Da nutzt mir das schöne STOP-Schild daneben
auch nichts...
Bei Linux schau ich einmal nach /var/log/messages, und ich weiß wo es
klemmt...
(Und das kann ich auch ohne User-Interaktion und über ne 9600
Baud-Leitung machen)

Der User ist IMHO mit 80% der Windows-FM genauso überfordert, speziell
im System oder Anwendungsbereich...
Man schaue sich einmal im NT-"Eventlog" die Fehlemerldungen an, Motto:
"Es ist ein Fehler aufgetreten (oder auch nicht), ich weiß auch nicht
weiter, aber mach mal was"

> Um ehrlich zu sein: beim ersten DLD-Start hab ich gedacht, es erscheint eine
> riesige, Windows-NT-ähnliche Fehlermeldung und auch einige Auszubildende hier im
> Wohnheim waren der gleichen Meinung und haben schon hämisch gegrinst, als sie
> den Buchstabensalat gesehen haben. Sagt selbst: ihr habt doch gar keine Zeit,
> den ganzen Text zu lesen, oder?

Nöö, wozu auch. Steht nacher eh alles in /var/log/rc.log. Außerdem rast
das bei meiner Maschine so schnell durch, das ichs gar ned lesen könnte,
hihi :-))
Und wenns kracht, dann interessiert mich eh nur die Meldung kurz
davor..und die bleibt dann stehen :-)
Bei der DLD gibts gegen das Meldungs-Grab ja das StartUp. Das müßte dir
von HP-UX vertraut sein. Nur kann unser Startup mehr als das von HP...
Allerdings kenne ich nicht nur einen, der gesagt hat, Klasse, da sieht
man mal was für ne Hardware man fährt...mir selbst hat das neulich das
Aufschrauben eines Rechners erspart:
Diagnose: Die Seriellports gehen unter NT nicht. Also Linux-Boot-Disk
rein (trinux, www.trinux.org), und was kommt ?

Seriell device on IRQ 4, Port 0x3F8, ttyS0 is a 16550A
Seriell device on IRQ 3, Port 0x2F8, ttyS1 is a 16550A

Da war dann klar, das NT ein Problem hatte und nicht die Hardware...

> Linux ist so gesehen viel zu mächtig. Der Anwender wird mit einer
> Programmvielfalt und Konfigurationsmöglichkeiten überflutet. Und es gibt noch
> viel zu wenig Leute, die sich auskennen. Bei Windows kann der Nachbar mal kurz
> ... Bei Linux bin ich der Einzige im Ort (ja ok, hat auch nur 1000 Ew).

...ja, und der Nachbar schießt dir dann mal schnell das System ab, weil
er die tollen Tips ausm Chip-Heft probieren will.
Das es viele Leute gibt, die ein Produkt kennen, heißt nicht, das es
viele Leute gibt, die es beherrschen. Das Auto kennt jeder. Aber
wieviele können die Funktion einer Diesel-Einspritzpumpe schlüssig
erklären ?

Meine Schätzung ist: 90% der Windows-"Experten" sind totale Versager und
stochern im Nebel, wo sie manchmal mit Glück allerdings auch was finden.
Die restlichen 10% haben wenigstens einen geringen Plan, von dem was sie
machen.
Bei Linux ist es meiner Ansicht nach grade andersrum, hier ist die
Chance, eine stochernde "Lusche" zu treffen, nur bei etwa 10-20%...

> Ich hab jetzt zwei Wochen Stress mit Linux und immernoch läuft nicht alles so,
> wie es soll. Von Windows kann ich das nicht behaupten, das läuft noch am
> gleichen Tag (allerdings nicht so stabil, das gebe ich offen zu).

War bei mir gerade andersrum. Die Installation von Win95 auf meinem
alten Rechner (der lief 2 Jahre unter Linux einwandfrei und den kenne
ich in und auswendig) dauerte doppelt so lange wie seinerzeit die
Installation der DLD 5.2...

Linux muss
> noch VIEL VIEL mehr Hardware unterstützen, ich denke da an meine Scrollmaus, die
> nicht scrollt,

Dazu schonmal das Internet durchsucht ? Da gibts nämlich ganz sicher
was...
Linux ist ein Kind des Internet, und das kann man nicht auf 5 Distri-CDs
ziehen...

an meine Videokarte, die keine Videos anzeigt und an meine
> Netzwerkkarte.

Dito. Bei Netzwerk wird es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit was
geben...

Natürlich liegt es auch an den Herstellern, wenn sie keine
> Treiber beilegen, dann wäre Windows bestimmt genau so weit.

So siehts nämlich aus. Wenn manche Hardwarehersteller halt ihre Infos
nur an M$ liefern, dann kauft halt kein Linuxer das Produkt...das
kapieren die Hersteller aber langsam.

Warum kriegt die deutsche Soundkarten-Firma TERRATEC wohl keinen Fuß auf
den Boden ?
Weil sie nicht rauslassen, wie ihre Hardware funktioniert. Also kauf ich
als deutscher Linuxer eben Creative Labs, die rücken nämlich mit den
Infos raus.
Und es wird nicht wenige Windows-User geben, die sich sagen, ja,
Terratec mag ja toll sein, aber wenn ich mal Linux brauch...? - Hmm,
dann nehm ich lieber gleich ne SB-PCI-Live...

Die Konkurrenz ist so groß, das es garantiert einen gibt, der die
Hardware mit Treibersupport anbietet...

> Trotz allem ist Linux cool. Und ich werde es lernen und begeistert sein.

Das ist Grundvoraussetzung. Linux heißt lesen und lernen...

Solong..
mfg Frank.

--
Frank Schneider, <SPATZ1@T-ONLINE.DE>.                           
-Linux, because: Who needs Gates in a fenceless World ??
... -.-